Was ist Swingmusik?

Swing ist ein in der zweiten Hälfte der 1920er-Jahre entstandener Jazzstil, der sich vor allem in den Big Bands der afroamerikanischen Bandleader herausgebildet hat.

Fletcher Henderson

 Duke Ellington

Count Basie

Fats Waller

Roy Eldridge

Ella Fitzgerald

Louis Armstrong

Musikalische Kennzeichen

An die Stelle des bis dahin für den Jazz charakteristischen spontanen Aufeinander-Reagierens im Musizieren auf der Basis vorher getroffener Absprachen (Head Arrangement) trat im Swing nun das geschriebene Arrangement, denn anders war das Zusammenspiel bei einer größeren Anzahl von Musikern nicht mehr zu organisieren. Hinter jeder erfolgreichen Band stand damit im Swing ein profilierter Arrangeur. Die Ausdrucksmöglichkeiten für die Musiker blieben jetzt auf die in den Stückablauf eingefügten Soli beschränkt.

Die durcharrangierten Stücke ließen dafür aber einen erheblichen Ausbau der harmonischen Basis zu, so dass immer kompliziertere Akkordfolgen mit spätromantisch-impressionistischen Einflüssen, chromatischen Vorhalts-, Durchgangs- und Wechselakkorden das musikalische Geschehen zu beherrschen begannen. Damit setzte sich auch der homophone Satzaufbau, der sich im Chicago Jazz schon angedeutet hatte, endgültig durch.

Zum wichtigsten und Namen gebenden Kennzeichen der neuen Spielweise wurde jedoch die „swing“ genannte metrisch-rhythmische Eigenschaft des Jazz, die hier mit dem durchgängigem Offbeat-Spiel ganzer Melodiepassagen (Offbeat-Phrasierung) eine besondere Dominanz erhielt. So wurde jetzt zum Stilkriterium, was zuvor nur als ein Mittel der Ausdruckssteigerung im Jazz an den melodischen Höhepunkten eingesetzt war.

Dass die künstlerischen Leiter jetzt Instrumente vertraten, die bisher nicht als Lead-Instrumente (Führungsinstrumente) üblich gewesen sind, weist darauf hin, dass mit dem Swing-Stil sich auch die Funktion einzelner Instrumente im Jazz veränderte. So wurden nun alle Rhythmusinstrumente auch als vollwertige und gleichberechtigte Soloinstrumente behandelt, was insbesondere dem Klavier eine weitaus größere Bedeutung eingebracht hat. Die Klarinette war jetzt häufig als Soloinstrument eingesetzt, und es entstand der Bläsersatz, der die Blasinstrumente wie einen einheitlichen, in sich geschlossenen und homogenen Klangkörper führt. Mit der E-Gitarre, dem Vibraphon und dem Xylophon kamen neue Melodieinstrumente hinzu.

Immer deutlicher prägte sich im Swing auch der Doppelcharakter aus, den der Jazz im Spannungsfeld zwischen Tanzmusik und konzertanter Darbietung inzwischen angenommen hatte:

    • Swing war sowohl eine Tanzmusik, die in den dreißiger Jahren zunächst in den USA, dann weltweit, eine Popularität erhielt wie Musik nie zuvor. Das führte freilich auch zur kommerziellen Anpassung an den massenhaften Publikumsgeschmack, der durch die Tin-Pan-Alley-Schlager jener Jahre geprägt war und den Jazz von seinen ursprünglichen Wurzeln in der afroamerikanischen Musik weit entfernte.
       
    • Aus den Big Bands lösten sich aber auch kleine Experimentalformationen heraus, Trios, Quartette und Combo-Besetzungen bis zu acht Mann, die den klanglichen Möglichkeiten unterschiedlicher Instrumentalkombinationen nachgingen und die Ausdrucksmittel des Jazz auf der Grundlage des Swing-Stils zu erweitern suchten – ein Prozess, der Mitte der vierziger Jahre dann im Bebop eine Fortsetzung fand. Mit dem Konzert der Goodman-Band vom Januar 1938 in der New Yorker Carnegie Hall eroberte der Swing dem Jazz erstmals auch den bürgerlichen Konzertsaal.

Das Ende der Swing-Ära wurde durch den Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg ausgelöst, denn die sich häufenden Einberufungen zum Militär machten es in den meisten Fällen unmöglich, die Big Bands zu halten. Nach dem Krieg kam es innerhalb der kommerziellen Tanzmusik zu einer Renaissance des Swing-Stils, die Jazzentwicklungselbst führte mit dem Bebop nicht nur vom Swing, sondern von da ab auch von der Funktion des Jazz als Tanzmusik weg.

 

Quelle: Lernhelfer